Stellungnahme des Landessuperintendenten der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich,
Thomas Hennefeld,
zur Veröffentlichung einer Islamkarte im Internet

 

Ich bin entsetzt über die Veröffentlichung einer Islamkarte, auf der Moscheen und andere muslimische Einrichtungen inklusive Adressen, teilweise auch Privatadressen, auf Knopfdruck zu finden sind. In einem islamophoben gesellschaftlichen Klima des Verdachts, der Feindseligkeit und des Hasses empfinde ich so eine Veröffentlichung als in höchstem Maße fahrlässig und extrem verantwortungslos. Ich sehe in der von Betreibern und Befürwortern gelobten Transparenz eine Einladung an Islamhasser zu Angriffen auf muslimische Einrichtungen. Das ist gefährlich und völlig inakzeptabel. Außerdem ist dieser Akt auch ein Eingriff in die Religionsfreiheit einer staatlichen anerkannten Religionsgemeinschaft, der der Staat Schutz zu gewähren hat, anstatt die Mitglieder zu gefährden. Mit der Veröffentlichung aller Einrichtungen geschieht genau das, was abgestritten wird, nämlich alle Muslime in Österreich als potenzielle Bedrohung für die Gesellschaft zu stigmatisieren. Ich fordere daher die Integrationsministerin, Susanne Raab, dazu auf, dafür zu sorgen, dass diese Karte so rasch wie möglich der Öffentlichkeit entzogen wird, und sie nur den Behörden und Personen dient, die für unsere Sicherheit zuständig und verantwortlich sind.

Wien, 31. Mai 2021