Predigtslam – “Es werde Licht”
aus der reformierten Erlöserkirche
Wien-Favoriten, am 25. September 2022,
von Ayleen Werner


Licht.
Was ist das eigentlich?

Die Frage scheint einfach.
Die Antwort aber nicht.

Das sind elektromagnetische Strahlen,
würde ein Physiker wohl sagen.

Ohne Gottes Licht,
gäbe es das Leben nicht,
da sind sich auch Theologen einig.

Wir alle bekommen unser Lebenslicht,
wie wir sind, interessiert dabei nicht.
Bei der Geburt entzündet und gegeben.
Beim Tod erloschen und ergeben.

Aber was passiert, wenn unser Licht bricht?
Denn jede Farbe erweitert unsere Sicht.

ROSA

“Warum suchst du dir das aus? Statt auf die “richtige Art” zu lieben. Du machst es dir ja selber schwer. Wir kriegen das schon ausgetrieben. Es ist falsch so wie du bist.”

Man sagt wer wen zu lieben hat.
Woher nimmt man dieses Recht?
Gefühle werden immer siegen.
Rosarote Liebe, sie kennt kein Geschlecht.
Niemand sollte sich verbiegen.

ORANGE

“Du kannst das nicht allein. Komm streng dich doch mal an. Was willst du denn schon sein?
Du bist dazu nicht fähig.”

Der Wert eines Menschen.
Auf einem orange-grünen Schein,
darf nicht Definition eines Menschen sein.
Die Behinderung, das einzige was wir sehen,
ohne die Person dahinter zu verstehen.

LILA

“Du bist selbst Schuld. Einen Job zu finden – ist nicht schwer. Du bettelst bloß vor jedem Haus und gibst das lila Geld für Drogen aus. Reiß dich mal zusammen.”

Ein armer Mann am Straßenrand,
auf ihn schaut man herab.
Ein reicher Mann sieht ihn kaum an,
seine Zeit ist ihm zu knapp.
Doch haben beide den gleichen Wert – egal ob arm, ob reich.

GRÜN

“Du bist zu dick, zu dünn, zu dumm. Deine Lippen zu schmal, die Nase zu krumm. Du bist so hässlich.”

Schönheit lässt sich nicht definieren,
doch tun wir es Tag für Tag.
Wir sind grün vor Neid.
anstatt jeden Körper zu akzeptieren.
Schönheit ist, was sich nicht in Worte fassen mag.

GRAU

“Du kannst dich nicht ändern, du bist ein schlechter Mensch mit gewalttätiger Tendenz. Du wirst doch eh wieder rückfällig.”

Egal wie sonst dein Leben war,
den Fehler verzeiht man nie.
Für mich bist du graue Gefahr.
Man zwingt dich in die Knie.
Jeder Menschen kann sich ändern, denn man hat eine zweite Chance verdient.

GELB

“Schau dich bloß an, so schlimm ist es nicht, wenn du doch noch lachen kannst. Anderen geht es viel schlechter als dir.”

Im Innersten da ist es dunkel,
außen scheint das gelbe Licht.
Doch deine Psyche sieht man nicht.
Alleine trägt man das Gewicht,
wenn das Innerste zerbricht.

SCHWARZ UND WEIß

“Du bist zu anders. Du siehst nicht aus wie wir. Aus Angst vor allem Fremden, weigern wir uns zu akzeptieren. Ich will dich hier nicht.”

Bei einem Blick auf unsre Welt,
sieht man viele Formen und auch Farben,
ob schwarz oder weiß,
egal welches Aussehen man erhält,
man sieht tausend Schwächen doch hat millionen Gaben.

ROT

“Das kannst, das weißt, das hast du nicht. Dein Wert ist dein Gesicht. Pass dich an deine Rolle an, die Rolle heißt Verzicht. Schließlich bist du eine Frau.”

Als Frau hast du schön auszusehen,
rote Lippen, langes Bein.
Woher kommt dieses Rollenbild?
Ich passe da nicht rein.
Alleine werde ich bestimmen, was sich für mich erfüllt.

BLAU

Christen? Da werden Kinder missbraucht. Juden? Die sind sowieso nicht koscher. Muslime?
Da werden Terroristen gebraucht. All diese Vorurteile kennt ihr doch auch.

Voreingenommen – das sind wir,
man könne nicht zusammensein,
zu viel Distanz zwischen dir und mir.
Weg von Zwietracht, Neid und Streit,
unterm blauen Himmel in Frieden und Gelassenheit.

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Denn wo Licht ist, ist auch Schatten.
Wo wir denken, dass Menschen nicht reinpassen.

Wo wir verurteilen und nicht akzeptieren.
Wo wir hassen und nicht lieben.
Wo wir wegsehen und nicht helfen.

Du bist wunderbar auf deine eigene Art und Weise.
Dein Leben ist eine selbstbestimmte Reise.

Ich glaube,
dass dir manchmal nicht bewusst ist,
wie wertvoll du in Gottes Augen bist.
Wie einzigartig er dich geschaffen hat,
in der Welt zu finden deinen Platz.

Doch nur wenn wir zusammenkommen,
können wir hell scheinen, uns verein’.
Gegen die Finsternis gewonnen,
gemeinsam in Liebe verbunden sein.

Und was ich damit sagen will, ist:
Es werde Licht,
denn Gottes Licht ist bunt.

(Ayleen Werner)