Was bewirkt Ihre Geldrücklage?
– 50 Jahre Oikocredit
 

„Tut Gutes und verleiht, ohne etwas dafür zu erhoffen.“ (Lk 6,35) Unser Reformator Johannes Calvin zog aus diesem Wort Jesu den Schluss, dass wir den Armen helfen sollen, wo unser Geld mit Risiko angelegt ist. Heute scheinen die meisten Menschen, wenn sie Geld anlegen, nur auf hohe Zinsen für sich selbst zu schauen, ohne negative Auswirkungen von Geldanlagen auf Mitmenschen und die Schöpfung zu bedenken. Die auf Initiative von Martin Luther King und anderen im Weltkirchenrat gegründete gemeinnützige Genossenschaft Oikocredit produziert dagegen hohen sozialen Gewinn (und hat auch die ökologischen Auswirkungen im Blick), weil sie darauf besteht, dass Kredite an Arme in Lateinamerika, Afrika und Asien an begleitende Schulung und Beratung geknüpft sind. Dadurch gibt es auch fast keine Probleme bei den Kreditrückzahlungen und somit hat seit Bestehen von Oikocredit, also seit 50 Jahren, noch niemand Geld durch Oikocredit verloren. Hoher sozialer Gewinn bedeutet, dass Oikocredit nicht nur in Menschen, die sich und ihre Familien damit vor Armut schützen, investiert, sondern gemäß der neuen Strategie seit 2022 auch in Wohnen, Bildung, Gesundheit sowie Trinkwasser und Sanitäranlagen und damit in die Widerstandsfähigkeit des lokalen Umfelds vor Ort. Investition in erneuerbare Energien wird schon länger praktiziert, wodurch CO2-Emissionen, Entwaldung und häusliche Luftverschmutzung reduziert werden. Oikocredit ist zu einem Erfolgsmodell geworden. Das hat Nachahmer am Mikrokreditsektor auf den Plan gerufen, die jedoch leider nicht die hohen Standards von Oikocredit einhalten. Machen wir also Oikocredit bekannter und laden ein auf christlich verantwortliche Weise mit einem Teil unserer Geldrücklagen umzugehen. Viele Menschen sind der Meinung, dass armutsgefährdeten Menschen weltweit am besten vor Ort geholfen werden sollte, Oikocredit ist eine ideale, nachhaltige Möglichkeit diese Meinung in die Tat umzusetzen – und umso notwendiger, wenn Regierungen jetzt bei Entwicklungshilfe sparen. 2025 feiert Oikocredit ihren 50. Geburtstag. Ursprünglich konnten laut Satzung nur Kirchen, Bistümer, Landeskirchen und Klöster Mitglied bei der internationalen Genossenschaft werden und Geld anlegen. Doch diese waren trotz erfolgter Gründung der Genossenschaft beim Geldanlegen plötzlich zurückhaltend. Viele Privatpersonen hingegen waren sofort bereit, einen Teil ihres Geldes ethisch anzulegen. Zahlreiche Kirchenmitglieder in ganz Europa glaubten an das Konzept der nachhaltigen Geldanlage und gründeten daraufhin sogenannte Oikocredit-Förderkreise, über welche sie ihre Gelder in die internationale Genossenschaft investierten – auch in Österreich vor 35 Jahren, damals hauptsächlich von evangelischen Ehrenamtlichen. Seit 2023 kann jede und jeder direkt bei Oikocredit International Geld anlegen, ohne das ehemalige Treuhandmodell über die Förderkreise. Die Förderkreise konzentrieren sich auf die entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um durch Globales Lernen eine Bewusstseinsveränderung in der Welt zu bewirken. Heute, 50 Jahre nach ihrer Gründung, ist Oikocredit eine weltweite Genossenschaft und zählt mehr als 46.000 Anleger*innen. Angesichts globaler Krisen kommt es mehr denn je darauf an, sich jetzt für andere einzusetzen. Es ist Zeit, wieder hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, mutig zu sein und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Dabei kann jede und jeder gleich in mehrfacher Weise tätig werden. Eine Geldanlage bei Oikocredit ist ein guter, erster Schritt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, das Thema bekannter zu machen, Freunden und Verwandten von der Möglichkeit der ethischen Geldanlage zu berichten und Oikocredit zu Vorträgen oder Workshops, etwa in die eigene Gemeinde, einzuladen oder einen Artikel im Gemeindebrief und auf der Homepage zu veröffentlichen. Unter https://www.oikocredit.org/de/news/feiern-sie-mit-uns-den-oikocredit-sonntag/ haben deutsche Förderkreise auch Material für die Feier eines Oikocredit-Sonntags aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums erstellt.

Robert Colditz, Vorstandsmitglied Oikocredit Austria – österreichischer Förderkreis

 

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