Zwingli? – Zwingli!
Unter diesem Titel haben sich 20 Interessierte am 20.1.2019 getroffen, um nach dem Lutherjubiläum 2017 das Wissen über den Zürcher Reformator aufzufrischen.


War Zwingli Priester? (ja) In einem Orden? (nein) Wie hielt er es mit den Frauen? War er verheiratet? (ja) Worum ging es bei dem Streit mit Luther? Worum ging es beim Abendmahlsverständnis? Was war mit der Musik? War er politisch aktiv?
Das waren nur einige der dutzenden Fragen, die geklärt oder zumindest angesprochen werden konnten.

1519 gilt als das Jahr an dem seine Reformation beginnt. Damals trat er nach Stationen in Glarus und Einsiedeln, das Amt als Leutpriester am Großmünster in Zürich an. Von den Stadträten bestellt und ihnen verantwortlich, setzte er schon bald seine Predigten gegen die Praktiken der damaligen römischen Kirche fort.

In manchen Phasen Pazifist, aber auch bereit für seine Überzeugung zu kämpfen, lebte er schon als Priester zuerst unehelich mit der Witwe Anna Reinhart zusammen, mit der er vier Kinder bekam.

Nach dem köstlichen Essen, das unser Diakonium und andere Spender bereitet haben, ging es gleich weiter. In vier Kleingruppen hatten wir die Aufgabe anhand von je drei Bibelstellen herauszufinden, auf welche davon sich Zwingli zu Themen wie Krieg, Bildung, Gerechtigkeit und Predigt beziehen hätte können. Und im Vergleich dazu waren wir auch gefragt, welche es für uns wäre. Die Antworten waren so unterschiedlich wie unsere Gemeinde.

In einer Fragerunde beantwortete unser Pfarrer Johannes Wittich noch die heißesten offenen Fragen. Warum nur 67 Thesen? Und was hatten diese zum Thema? Wie hielt er es mit der Ökumene? (sehr tolerant) Wie radikal war sein Bilderverbot und was geschah mit den Bildern, Statuen und Kirchenausstattungen? (raus damit, aber nichts zerstören) Warum gilt er als so streng?

Sein Wirken in Zürich dauerte nur 12 Jahre, bevor er nach einer verlorenen kriegerischen Auseinandersetzung gefangen genommen und hingerichtet wurde. Die Asche seines geschändeten Leichnams wurde in alle Windrichtungen verstreut. Seine Schweizer Feinde (die katholischen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug) hatten einen übermächtigen Verbündeten, nämlich die Habsburger.

Aber die Zeit hat gereicht und sein Nachfolger Heinrich Bullinger konnte Zwinglis Arbeit weitertragen. Die Bibelübersetzung, das Glaubensbekenntnis, viele Schriften und Briefe bezeugen heute noch das große Werk. Zwingli wurde anders als Luther, mit dem er zeitlebens in intensiven Kontakt stand, nie exkommuniziert.

Dieser Gemeindetag am Beginn des Jubiläumsjahres, 500 Jahre Wirken von Huldrych Zwingli, war nur die Auftaktveranstaltung für vieles, auch in unserer Gemeinde.

Am Ostermontag kommt der Radiogottesdienst (10 Uhr Ö1) aus unserer Kirche, und über das ganze Jahr verteilt werden einige Gastpredigerinnen und -prediger von der Kanzel über einzelne Aspekte unseres Reformators berichten. Die genauen Termine finden Sie wie seit Kurzem üblich auf der Homepage.

Günter Theml