Foto: Franz Radner

 

 

Konfirmationsgottesdienst zu Christi Himmelfahrt
mit Abendmahl
aus der Reformierten Erlöserkirche,
Wien-Favoriten, am 26. Mai 2022,
mit Pfr. Johannes Wittich und den JugendmitarbeiterInnen


Orgelvorspiel: Martin A. Seidl: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes von Joseph Haydn (1732 – 1809)
Einzug der KonfirmandInnen
Lied: Evangelisches Gesangbuch, 455: Morgenlicht leuchtet
Eingangswort: 1. Chr. 29, 12b:

In deiner Hand, Gott, sind Stärke und Macht, und in deiner Hand liegt es, alles gross und stark zu machen.

Begrüßung:

Groß und stark zu werden, das sei das Ziel im Leben, wird kleinen Kindern gerne einmal erklärt. Verbunden mit der Aufforderung, sich anzustrengen oder auch nur brav aufzuessen.

Ganz anders ist es mit dem „Groß und stark“ – Werden im Glauben. Dazu muss man nichts tun. Das wird einem einfach geschenkt – von Gott selbst.

Menschen, die „groß und stark“ sind im Glauben, sich ihre eigenen Gedanken machen, ihre eigene Meinung haben, die wollen wir in diesem Gottesdienst „konfirmieren“, also bestärken: ihr seid auf dem richtigen Weg, nämlich auf dem Weg, den euch Gott geschenkt hat und auf dem er euch begleiten will.

Wir, das sind wir alle, Pfarrer, Jugend-MitarbeiterInnen, Eltern, Paten, Familie, Freunde. Gemeinsam feiern wir euch, in einem Gottesdienst, in der Gegenwart Gottes, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gebet:

Guter Gott,
immer gibt es Momente,
wo etwas Neues anfängt,
wo wir merken,
dass du uns beschenkst.
Heute feiern wir,
freuen wir uns über die Konfirmandinnen und den Konfirmanden,
die zu unserer Gemeinschaft gehören,
und zu dir.
Sei du unter uns in diesem Gottesdienst,
und sei mit den jungen Menschen,
bei diesem wichtigen Schritt
auf ihrem Lebensweg
und mit dir.
Amen.

Lesung: aus Psalm 16:

1Behüte mich, Gott!
Denn bei dir suche ich Zuflucht.

7Ich preise den Herrn, der mich beraten hat.
Selbst in den Nächten denke ich darüber nach.
8Der Herr steht mir immer vor Augen.
Mit ihm an meiner Seite falle ich nicht.
9Darum ist mein Herz so fröhlich
und meine Seele jubelt vor Freude.
Auch für meinen Leib ist gesorgt.

Ich gehöre doch zu denen, die dir dienen.
11Du zeigst mir den Weg zum Leben.
Große Freude finde ich in deiner Gegenwart
und Glück an deiner Seite für immer.

Lied: Evangelisches Gesangbuch, 643: Wo ein Mensch Vertrauen gibt
Predigt: Jh. 10, 11-16: Jesus sagt zu seinen Jüngern:

11Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt setzt sein Leben ein für die Schafe. 12Der Lohnarbeiter, der nicht Hirt ist, dem die Schafe nicht gehören, der sieht den Wolf kommen und lässt die Schafe im Stich und flieht, und der Wolf reisst und versprengt sie. 13Er ist eben ein Lohnarbeiter, und ihm liegt nichts an den Schafen. 14Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, 15wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich setze mein Leben ein für die Schafe. 16Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Pferch sind; auch die muss ich leiten, und sie werden auf meine Stimme hören. Und sie werden eine Herde werden mit einem Hirten.

Liebe Konfirmandinnen, lieber Konfirmand, liebe Gemeinde!

Kennen Sie, kennt ihr, Etu? Oder Kenai? Oder Tala? Oder Nanuk? Oder vielleicht Una? Die Konfis kennen sie. Die Genannten sind Wölfe aus dem Forschungszentrum in Ernstbrunn, die wir, gemeinsam mit ihren KollegInnen auf der Konfifreizeit kennen gelernt haben. Echte Wölfe, sehr international, aus Kanada bis Russland stammend, jeder und jede mit einem ausgeprägten Charakter, unverwechselbar, und doch, wie bei Wölfen üblich: in Rudeln organisiert.

Wenn man also so will, nehmen wir heute fünf junge Wölfe als Erwachsene in das Rudel der Erlöserkirche auf. Das Welpenalter haben sie schon lange hinter sich gelassen, sie sind auch jeweils eine einzigartige und unverwechselbare Persönlichkeit, und, wie die klugen Wölfe, wissen wir: im Rudel sind wir unschlagbar, wenn jeder und jede seine jeweiligen besondere Talente und Fähigkeiten einbringen kann.

Nun haben Wölfe in der Bibel leider keinen sonderlich guten Ruf. Auch in dem Gleichnis von Jesus, wo er sich mit einem Hirten vergleicht und die Menschen, um die er sich kümmern möchte, mit Schafen. Der Wolf kommt in diesem Bild auch vor, allerdings nur mit seinem ausgeprägten Appetit, der ihn überkommt, wenn er so ein schmackhaftes Schäflein zu Gesicht bekommt.

Am Verhalten gegenüber dem Wolf, so Jesus weiter, zeigt sich dann, ob ein Hirte ein guter ist oder nicht. Daran, ob er vor dem Wolf davonläuft, oder sich schützend vor seine Schafe wirft.

Im Wolfszentrum haben wir Einiges über Wölfe gelernt, auch über die Vorurteile, mit denen sich Wölfe so herumschlagen müssen. Ich weiß, das ist ein heikles Thema, auch in Österreich, die Diskussionen zwischen Naturschützern, die Wölfe wieder bei uns ansiedeln möchten auf der einen und Schafzüchtern auf der anderen Seite, und als Laie ist es da schwer, sich eine Meinung zu bilden. Was mich, und ich glaube, auch einige von den Konfis sehr beeindruckt hat ist, dass Wölfe, wie es so schön heißt, neophobe Tiere sind. Das heißt, sie haben Angst vor Neuem und Ungewohnten. Wenn etwas anders ist als gewohnt, verkraften sie das überhaupt nicht. Diese, wenn man so will, Charakterschwäche des Wolfes wird anscheinend in Polen von Besitzern von Schafherden ausgenützt, du zwar indem bei den Umzäunungen und Gattern immer wieder kleine Veränderungen vornehmen. Kommt dann der Wolf vorbei, merkt er, dass irgendetwas anders ist. Das verunsichert ihn so sehr, dass er lieber wieder geht.

An diesem Punkt, so würde ich sagen, sind Wölfe ganz sicher keine Vorbilder für uns Menschen. Neues Wagen, das ist es doch, was wir Menschen immer wieder tun müssen, damit was weitergeht, damit nicht immer alles so bleibt, wie es ist. So auch unser heuriger Konfi-Jahrgang: sie haben schon letzten Herbst bewiesen, dass sie nicht neophob sind, und sich auf das Wagnis Konfirmation eingelassen. Und heute können wir ihnen nur dazu gratulieren.

Das Bild vom Wolfsrudel als Modell für eine christliche Gemeinde ist also nur bedingt tauglich, so wie alle Bilder und Vergleiche bekanntlich ihre Schwächen haben. Ein Wolfsrudel als Vorbild für ein gutes Zusammenspiel, das passt. Die Angst vor Veränderung, die Wölfe offensichtlich zu eigen ist, macht sie schon weniger vorbildhaft. Und ganz unbrauchbar wird das Wolfs-Gleichnis, wenn es um ein anderes Charakteristikum geht: dass nämlich immer einer der Leitwolf sein muss. Der sich in einem ständigen Konkurrenzkampf mit möglichen Anwärtern auf diese Position befindet.

Da ist das biblische Bild von der Schafherde, die wir miteinander bilden, schon brauchbarer. Gewiss: es hat auch seine Schwächen: Christinnen und Christen als dumme Schafe, ohne eigenen Willen, ohne eigene Meinung, die nur tun, was der Hirte von ihnen verlangt, abgesehen davon, dass es gar nicht sicher ist, ob es diesen Hirten überhaupt gibt.

Die Stärke am Bild von der Herde und von Jesus als Hirt ist, dass es eben kein menschlicher „Boss“ ist, der das Sagen hat. Dass ein für alle Mal geklärt ist: der Einzige, der Autorität über andere für sich in Anspruch nehmen kann, ist Gott selbst. Der darf das auch, schließlich verdanken wir ihm, dass es uns und alles um uns herum gibt.

Wenn es nur diesen einen Hirten gibt, dann müssen wir uns nichts von irgendwelchen selbsternannten menschlichen „Hirten“ vorschreiben lassen. Diesen menschlichen Hirten geht es nur um sich selbst und nicht um die ihnen anvertrauten Menschen. Hat schon Jesus gemeint. Wer sich auf den göttlichen Hirten beruft, muss keinem menschlichen „Hirten“ mehr folgen. Sondern kann frei und selbstbewusst seinen Weg gehen.

Und noch eines zeichnet die Herde des Hirten Jesus aus: Wir können Hirten füreinander sein. Wir können Verantwortung füreinander tragen. Das wird uns zugetraut – und dafür werden wir gestärkt.

Und dass das so ist, das wird heute wieder klar deutlich, wir bestärkt, wird „konfirmiert“. Und Gott gibt seinen Segen dazu. Amen.

Lied: Wir haben Gottes Spuren festgestellt
Glaubensbekenntnis:
Konfirmation:

Liebe Gemeinde!

Wir alle wissen, dass diese Konfirmandinnen sich gut auf diesen Tag vorbereitet haben. Am Sonntag haben sie den Gottesdienst gestaltet, uns aus ihrer Sicht die Botschaft der Bibel gezeigt, mit uns Gedanken geteilt, mit uns gebetet und damit gezeigt, wie sie sich mit unserem Glauben beschäftigt haben und Verantwortung aus diesem Glauben heraus übernehmen wollen.

Darum wollen wir sie ab heute als Gemeindemitglieder ansehen, die mitreden und mitgestalten dürfen und sollen. Denn schließlich wird die Kirche Jesus Christi aus Menschen errichtet, die in seinem Namen und Auftrag zusammengehören wollen. Zugleich bitten wir um Gottes Segen, damit sie ihre Ziele und Wünsche, ihre Träume und Visionen auch erreichen und umsetzen können.

Liebe Konfirmandinnen!

Mit der Konfirmation werdet ihr daran erinnert, dass ihr getauft seid. Bei eurer Taufe wurde ein Zeichen gesetzt, dass Gott auf eurer Seite steht und mit euch durch euer Leben gehen will.

Mit der Konfirmation wird euch gesagt, dass ihr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gottes sein könnt, die aus dieser Welt und für ihre Menschen etwas machen wollen, etwas hineinbringen könnt an Ideen, Hoffnung, Mitgefühl, Freundlichkeit, Phantasie. Um das auch zu schaffen seid ihr eingeladen, das Abendmahl mit euren Mitchristen zu feiern. Dort stärkt Christus unseren Glauben und macht uns immer wieder neu Mut.

So frage ich euch, liebe Konfirmandinnen:

Wollt ihr zu dieser Gemeinde gehören, die in Jesus Christus ihre Hoffnung, ihre Zukunft, ihre Stärke erkennt und die euch zum Mitmachen und Mitleben einlädt, so antwortet: Ja

Überreichung der Urkunden und Segen

Worte an die KonfirmandInnen

Lied: Evangelisches Gesangbuch 225: Komm, sag es allen weiter
Abendmahl:

Jesus Christus spricht: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht mehr Hunger haben, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Jh. 6,35).

Wir feiern Abendmahl miteinander, zusammengeführt durch den Geist Gottes an den Tisch Jesu Christi. So wollen wir daran denken, wie Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat, und was wir heute mit ihm erleben können, wenn wir in seinem Namen essen und trinken.

Einsetzungsworte:

Jesus Christus,
in der Nacht, in der er verraten wurde,
nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach:
Nehmt, esst, dies ist mein Leib,
der für euch gegeben wird;
Das tut zu meinem Gedächtnis.

Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl
und sprach:
Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.
Das tut, sooft ihr daraus trinkt,
zu meinem Gedächtnis
.

Denn sooft ihr dieses Brot esst
und aus diesem Kelch trinkt,
verkündigt ihr den Tod Jesu Christi,
bis dass er kommt.

Jesus Christus lädt uns an seinen Tisch ein. Solange er in Palästina lebte, hat er sich oft mit Menschen an einen Tisch gesetzt, hat gefeiert und so beispielhaft gezeigt, was Gemeinschaft bedeutet, Vergebung, Zurückholen von Menschen zu ihren Mitmenschen und zu Gott.

Er hat sich an einen Tisch gesetzt mit Menschen, die ausgestoßen waren. Er hat Hungernde gespeist, ihnen Brot gegeben und so gezeigt, wie sie ihm vertrauen können, ihm, dem Brot des Lebens.

Er hat mit seinen Jüngern gegessen, nach Ostern, am See Genezareth, und hat sich durch das Bereitlegen von Brot und Fischen als der zu erkennen gegeben, der bei seinen Menschen ist, alle Tage, bis an das Ende der Welt.

Und er hat mit seinen Jüngern das Passamahl gefeiert, damals, das letzte Mal vor seinem Tod, und uns einen neuen Anfang zum Mitfeiern geschenkt.

So sind wir sind eingeladen zum Tisch Jesu Christi. Kommt, es ist alles bereit; seht und schmeckt, wie freundlich Gott ist.

Austeilung:

Dank- und Fürbittengebet:

Gott, wir danken dir,
dass du da bist,
in Brot und Wein,
in einem guten Wort und in Gemeinschaft,
in alltäglichen Hoffnungszeichen,
in den unerwarteten Momenten
wenn das Leben sich wieder als stärker erweist.
Wir bitten dich nun,
um Vertrauen, um aus deiner Zuwendung leben zu können,
für uns selbst,
für die Menschen, mit denen wir zu tun haben,
für die Menschen, die uns tragen,
für die Menschen, die uns eine Last sind.
Sei mit deinen Menschen,
stärke uns,
stärke unser Vertrauen.
Amen.

Unser Vater im Himmel …

Lied: Ich singe für die Mutigen, 1-3
Segen:

Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.

Lied: Ich singe für die Mutigen, 4-6
Orgelnachspiel: Martin A. Seidl: Courante von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
Auszug der KonfirmandInnen