Foto: Franz Radner

 

 

 

Gottesdienst der reformierten Erlöserkirche in der Antonistub’n in Rekawinkel
am 27. Juni 2021 mit Pfr. Johannes Wittich


 

Klaviervorspiel: Juliane Schleehahn: Improvisation,
mit freundlicher Genehmigung von Juliane Schleehahn
Lied: Die güldne Sonne, 1 und 3

1) Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen
ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;
aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,
schaue den Himmel mit meinem Gesicht
.

3) Lasset uns singen, dem Schöpfer bringen
Güter und Gaben; was wir nur haben,
alles sei Gotte zum Opfer gesetzt!
Die besten Güter sind unsre Gemüter;
dankbare Lieder sind Weihrauch und Widder,
an welchen er sich am meisten ergötzt
.

Spruch: Kol. 3,17:

Und alles, was ihr tut, mit Worten oder Taten, das tut im Namen des Herrn Jesus – und dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.

Begrüßung:

Ein herausforderndes Arbeitsjahr in unserer Gemeinde findet heute einen Abschluss. Gemeinde – Sein unter besonderen Umständen – das war es, was wir erlebt haben. Viele haben mitgewirkt und dazu beigetragen, dass es, trotz Allem, oder: erst recht, ein gutes Jahr geworden ist. Das wollen wir heute feiern – in Dankbarkeit Gott gegenüber, aber auch ein wenig stolz auf das, was uns gelungen ist. Mit Gottes Hilfe. So feiern gemeinsam, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Gebet: Psalm 92:

2 Gut ist es, den Herrn zu preisen
und deinem Namen, Höchster, zu singen,
3 am Morgen deine Güte zu verkünden
und deine Treue in den Nächten,
4 zur zehnsaitigen Laute und zur Harfe,
zum Klang der Leier.
5 Denn du hast mich erfreut, Herr, durch dein Walten,
über die Werke deiner Hände juble ich.
6 Wie gross sind deine Werke, Herr,
wie tief deine Gedanken!
7 Ein Narr, der es nicht erkennt,
ein Tor, der es nicht begreift. …
9 Du aber, Herr, bist in der Höhe auf ewig.
Amen
.

Lesung: Mt. 4, 26 – 29: Das Gleichnis von der selbst wachsenden Saat

26 Und Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn einer Samen aufs Land wirft; 27 er schläft und steht auf, Nacht und Tag. Und der Same sprosst und wächst empor, er weiss nicht wie. 28 Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. 29 Wenn aber die Frucht es zulässt, schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da.

Segenslied:

Liebe Gemeinde!

Das Lied, das wir gerade miteinander gesungen haben, ist voller Motive zum Thema „Abschied“. Ein Wiedersehn wird in ferner Zukunft erhofft. Wir haben dieses Lied gesungen, weil es heute um Abschied geht, den Abschieden von Gemeindesekretärin Eva Glaser und Gemeindeschwester Ingrid Graf aus dem Berufsleben in unserer Gemeinde. Allerdings: wir haben über Abschied gesungen – und trotzdem sind beide noch da. Weil heute, gerade auch in der Übergabe an Nicole Dolezal und Sascha Skwortz, ihre NachfolgerInnen, klar geworden ist: es geht etwas zu Ende – aber es geht auch etwas weiter. Und: es fängt Neues an.

Darum finde ich es gut, dass wir heute dieses Lied mitten im Gottesdienst gesungen und nicht zum Schlusssegen. Denn selbst mit diesem geht heute unser gemeinsamer Tag nicht zu Ende. Wir werden weiter feiern, Essen, Trinken, Gemeinschaft genießen. In unserer Gemeinde Wien-Süd, in unserer Erlöserkirche, ist es ja üblich, aus dem Gottesdienst in den Gemeindekaffee hinübergleitet. Der eigentlich schon damit beginnt, dass man sich schon vor 10 Uhr im Vorraum begrüßt und miteinander plaudert.

So ist das auch mit den Abschieden heute: die Grenzen und Übergänge sind fließend, es gibt keine Schlussstriche, es gibt nur Veränderungen. So wie es diese immer im Leben gibt.

Oder anders gesagt: wir schließen nicht etwas ab – wir halten einfach nur inne, an einem bestimmten Punkt, verschnaufen, und schauen uns um: nach hinten auf das, was war. Nach vorne, auf das, was kommt.

Diese gedankliche Verknüpfung von Vergangenheit und Zukunft ist etwas Gutes und Wichtiges. Das kommt auch im Gleichnis Jesu zum Ausdruck. Man könnte sein Bild von der Saat, die ausgesät wird und wächst und schließlich Nahrung schenkt, so mit heutigen Worten umschreiben: Was ist das Geheimnis hinter jedem Erfolg? Antwort: in den entscheidenden Phasen nix zu tun.

Diese gedankliche Verknüpfung von Vergangenheit und Zukunft ist etwas Gutes und Wichtiges. Das kommt auch im Gleichnis Jesu zum Ausdruck. Man könnte sein Bild von der Saat, die ausgesät wird und wächst und schließlich Nahrung schenkt, so mit heutigen Worten umschreiben: Was ist das Geheimnis hinter jedem Erfolg? Antwort: in den entscheidenden Phasen nix zu tun.

Der Mensch im Gleichnis tut zwar am Anfang etwas: es sät die Samen aus. Im Blick aber auf das Ergebnis ist dieser sein Beitrag ein sehr überschaubarer. Das Keimen, das Wachsen, das Frucht bringen, also das Eigentliche und Entscheidende, das passiert von selbst.

Das gilt nicht nur für Prozesse in der Natur. Das gilt für jede Entwicklung in unserem Leben. Mehr als das, was der Mensch im Gleichnis tut, ist unser Beitrag, damit etwas wirklich gut wird, oft auch nicht. Wir können etwas initiieren, in die die Wege leiten, eine gute Idee haben, manch ein zartes Pflänzchen hegen und pflegen, damit es sich entwickeln kann.

Ob dann wirklich etwas Gutes, oder sogar etwas Besonderes daraus entsteht, das liegt nicht an uns. Das merken wir besonders in unseren Bemühungen füreinander. Dass wirklich Hilfe, Unterstützung, Ermutigung entstehen kann, das bleibt letztlich Geschenk.

Ich denke, dass ihr, Eva und Ingrid, in eurer Tätigkeit viele solche Momente erlebt habt, wo die von euch ausgestreute Saat aufgegangen ist, etwas Gutes entstanden ist, über das ihr dann selbst nur staunen konntet. Solche Momente sind ein Wunder. Dass Wunder immer wieder geschehen, dass soll euch, Nicole und Sascha ermutigen und motivieren: Vieles empfinden wir gerade dadurch als besonders gut, weil wir gar nicht so viel dazu beitragen mussten. Sondern einfach nur beobachten durften, dass sich etwas gut entwickelt.

Keimen und Wachsen von Saat ist ein Vorgang aus der Natur. Jesus verwendet ihn als Bild, für Vorgänge und Entwicklungen, in denen die Hand Gottes zu spüren ist. Als Motivation, ruhig mit etwas Neuem zu beginnen. Um dann zu schauen, was Gott daraus macht. Amen.

Gebet:

Gib du, Gott, deinen Segen zu allem,
was wir in deinem Namen beginnen.
Was du sagst, Gott,
macht uns lebendig, schenkt uns Trost und Zuversicht.
So bitten wir dich:
Sprich zu den Glücklichen und Fröhlichen,
den Optimistischen und Mutigen.
Sprich zu denen ohne Lebensmut,
die eine Durststrecke haben, zu denen, die das Gefühl haben,
alles ist dunkel um sie herum.
Sprich zu denen, die sich überschätzen,
und zu denen, die an ihren Erwartungen scheitern.
Sprich zu denen, die viel und gut reden
und zu denen, denen es die Sprache verschlagen hat.
So bitten wir dich für uns und für alle,
die wir in unser Gebet einschließen möchten:
Schenke uns offene Ohren,
dass wir dein Wort hören und es weitergeben.
Und gemeinsam beten wir …

Unser Vater  …

Segen:

Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.

Klaviernachspiel: Juliane Schleehahn: Auszug Nr. 21 aus “Album für die Jugend” von Robert Schumann (1810 – 1856)