Andacht aus der reformierten Erlöserkirche, Wien-Favoriten, 10. April 2020
Karfreitag mit Prof. Ulrich Körtner


Musik zur Einstimmung
1. Petrusbrief 2, 24-25: 

Er selbst hat unsere Sünden getragen am eigenen Leib ans Holz
hinauf, damit wir den Sünden absterben und der Gerechtigkeit leben; durch seine Striemen wurdet ihr geheilt. Denn ihr irrtet umher wie Schafe, doch jetzt seid ihr zurückgekehrt zum Hirten, zum Beschützer eurer Seelen.

Begrüßung:

Wieder wollen wir uns mit der Tageslosung der Herrnhuter
Brüdergemeinde auf den heutigen Tag einstimmen: auf den Karfreitag. Knapp und punktgenau beschreiben diese beiden Sätze aus dem 1. Petrusbrief die Botschaft des heutigen Tages: es brauch viel, unendlich viel, um uns herauszuholen aus allem, was uns hinunterzieht, fesselt und einschränkt. Es braucht viel, auch um diese Welt zu erlösen. Aber das, was notwendig ist, ist geschehen, durch Jesus Christus. Nun sind wir frei, und können diese Freiheit leben, in „Gerechtigkeit“, wie es heißt. In Verantwortung füreinander, besonders in dieser Zeit. Verantwortung füreinander auch über physische Distanz hinweg. Denn ganz nahe sind wir einander in Gedanken und im Gebet, wenn wir gemeinsam feiern, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Gebet:

Gott, unser Vater,
wir fühlen uns wie Noah in der Arche.
vierzig Tage und vierzig Nächte
musste er ausharren, mit seiner Familie und all den Tieren,
während die Fluten stiegen und stiegen.
Vierzig Tage und vierzig Nächte
warteten er und die Seinen sehnsüchtig,
dass die Pegelstände sinken würden,
dass wieder Land in Sicht käme,
dass sie der Enge entfliehen könnten,
dass sie das Schiff endlich verlassen könnten
und wieder festen Boden unter den Füßen hätten,
dass vor ihnen eine neue Zukunft läge, hell und weit.

Wie Noah fühlen auch wir uns, gütiger Gott,
in der Beengtheit unserer Wohnungen,
die wir nicht verlassen sollen,
zurückgeworfen auf uns selbst,
gefordert, in der Familie miteinander auszukommen,
manche aber auch ganz einsam.
Wir machen uns Sorgen, wie lange es noch so weitergehen muss
und wie es nach dieser Krise weitergehen kann,
persönlich, beruflich, in unserem Land.
Wir sind voller Sorge um die,
welche erkrankt sind
und vielleicht die Zeit nach der Pandemie nicht mehr erleben werden.
Wir sind bedrückt über alle, die bereits an der Krankheit verstorben sind.

Gott, unser Vater,
wir rufen zu dir und bitten Dich,
verlass uns nicht, sondern sei in unserer Mitte.
Mach unsere von Angst und Zukunftssorgen engen Herzen weit.
Öffne unser Herzen und Ohren, dass wir aufeinander hören und achten.
Öffne unsere Herzen und Ohren, dass wir Dich und Dein Wort hören.
Dein Wort ist unser tägliches Brot, unsere eiserne Ration
an Bord der Arche.
Daraus lass uns Kraft schöpfen,
damit unsere Hoffnung auf Dich und unseren Mut nicht sinken.
Sende uns ein Zeichen der Hoffnung,
wie Noah die Taube mit dem Ölzweig,
dass wir gestärkt werden, uns in Geduld zu fassen.
Amen.

Lied: Evangelisches Gesangbuch 361, 1-4: Befiehl du deine Wege

1) Befiehl du deine Wege,
und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.

2) Dem Herren mußt du trauen,
wenn dir’s soll wohlergehn;
Auf sein Werk mußt du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
läßt Gott sich gar nichts nehmen:
Es muß erbeten sein.

3) Dein’ ew’ge Treu’ und Gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt;
Und was du dann erlesen,
das treibst du, starker Held,
und bringst zum Stand und Wesen,
was deinem Rat gefällt.

4) Weg’ hast du allerwegen,
an Mitteln fehlt dir’s nicht;
Dein Tun ist lauter Segen,
dein Gang ist lauter Licht,
dein Werk kann niemand hindern,
dein’ Arbeit darf nicht ruhn,
wenn du, was deinen Kindern
ersprießlich ist, willst tun.

Hebräerbrief 13, 9-16:

Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisegebote, von denen keinen Nutzen haben, die danach leben. Wir haben einen Altar, von dem zu essen denen nicht erlaubt ist, die am Zelt dienen. Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.

Es ist ein Passionslied besonderer Art, das Dietrich Bonhoeffer während seiner Haft in Tegel geschrieben hat:

Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot,
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.

Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehn ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.

Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.

Bonhoeffers Gedicht, geschrieben im Juni oder Juli 1944, bedenkt das Leiden in seinen vielfältigen Bezügen: menschliches Leiden, das Leiden Gottes, das Leiden der Christen. Zugleich sind die Verse das Dokument der persönlichen Leidenszeit Bonhoeffers. Sie entstanden, als der Zweite Weltkrieg seinen Höhepunkt erreichte. Die NS-Herrschaft wurde für viele Menschen zur Passionszeit. Für alle, die Opfer des Naziterrors, politischer Verfolgung, des Rassenwahns und des Krieges wurden. Aus christlicher Überzeugung schloss sich Bonhoeffer dem Widerstand gegen Hitler an und wurde selbst ins Leiden geführt, das mit seiner Hinrichtung endete. Das eigene Leiden wie das vieler anderer Menschen führte Bonhoeffer dazu, das Leiden Gottes neu zu bedenken, das Leiden und Sterben Christi.

Christi Leiden und Sterben zu bedenken, ist der Sinn der alljährlichen Passionszeit. Sie dient aber nicht nur dazu, wie es in vielen Kirchenliedern heißt, über den Sinn des Leidensweges Jesu für unseren Glauben nachzudenken. Sie will uns auch Gelegenheit bieten, über die Frage zu meditieren, wie wir aus diesem Glauben heraus leben sollen und können.

Dazu haben wir momentan reichlich Gelegenheit und mehr Zeit, als uns eigentlich lieb ist. Unsere Herzen sind von Sorgen und Angst erfüllt. Die unsichtbare Bedrohung durch das Corona-Virus ist uns unheimlich. Unser alltägliches und öffentliches Leben hat sich von einem Moment zum anderen schlagartig verändert. Wann wir wieder in unser gewohntes Leben zurückkommen können, und ob es je wieder so sein wird wie vor der Pandemie, ist ungewiss. Wir haben heute Karfreitag und gehen auf Ostern zu. Auch für Menschen, die nicht glauben, gewinnt Ostern plötzlich eine symbolische Bedeutung. Auch wer nicht an die Auferstehung Jesu glaubt, hofft jetzt, dass zumindest das gewohnte Leben wiedererwachen könnte.

So verständlich all die Gedanken und Sorgen rund um die Corona-Pandemie, ihre Auswirkungen auf das persönliche Leben, auf Gesundheit, Beruf, Einkommen und alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft auch sind – wir sollten diese außergewöhnliche Zeit auch als Chance begreifen, tiefer als sonst über das Leiden und Sterben Christi nachzudenken. Welche Kraft können wir gerade jetzt daraus schöpfen?

Jesu Passion ist nicht nur ein tragisches, aber ergreifendes Schauspiel, das wir als andächtige Zuschauer verfolgen könnten. Wir sind in dieses Geschehen vielmehr selbst einbezogen, und das in zweifacher Hinsicht. Zum einen: Christus hat für uns gelitten. Zum anderen: Ein Christ zu sein bedeutet, mit Christus mitzuleiden. Und vielleicht kann uns gerade unter den gegenwärtigen Umständen die Passionszeit zur Einübung in das Mitleiden mit Christus werden.

Gerade diese Dimension des Christseins gewann für Bonhoeffer im Laufe seines Lebens zunehmend an Bedeutung. Christsein hieß für ihn, Christus nachzufolgen. Nachfolge Christi aber bedeutet, bei Gott in seinem Leiden zu stehen. So drückt es Bonhoeffer in seinem Gedicht aus. Nachfolge heißt, dass Menschen aufbrechen und zu Gott gehen. Sich auf den Weg machen zu Gott, der leidet; arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot, der Macht der Sünde und des Todes am Kreuz ausgeliefert. Nachfolge heißt, das bisherige Leben hinter sich zu lassen, um Gott in seinem Leiden beizustehen.

Vermutlich wird unser Leben nach der Corona-Krise nicht wieder so sein wie vorher. Und doch werden sich die Menschen vermutlich nicht durch diese Krise grundlegend ändern. Der Schriftsteller Karl-Markus Gauß dürfte wohl rechthaben mit seiner Feststellung: „Not ist kein spirituelles Erweckungserlebnis und die Krise keine moralische Erziehungsanstalt.“ Aber die Geschichte von der Passion Christi kann und soll unser Leben ändern. Das ist der Sinn von Ostern.

In diesem Punkt treffen sich Bonhoeffer und der Abschnitt aus dem 13. Kapitel des Hebräerbriefes. Die zweite Strophe von Bonhoeffers Gedicht endet mit der Zeile: „Christen stehen bei Gott in seinem Leiden.“ Es liest sich geradezu wie die Fortsetzung dieser Worte, wenn der Verfasser des Hebräerbriefes seine Leser auffordert: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.“

Die Passionszeit gilt in der christlichen Tradition als Fastenzeit, nicht nur für katholische Christen. Im evangelischen Bereich hat sich seit längerem die Aktion „7 Wochen ohne“ eingebürgert. Verschiedentlich wurde in den letzten Wochen schon eine Parallele zwischen Fastenzeit und Ausgehbeschränkungen in der Corona-Krise gezogen.

Das Fasten hat dann seinen guten Sinn, wenn es der Einübung in den freiwilligen Verzicht und in das Teilen mit anderen dient. Es ist eine gute Sache, wenn es Menschen auf den Weg zum leidenden Mitmenschen und zum leidenden Christus führt, der uns im leidenden Mitmenschen begegnet. Darum können wir in diesen Wochen dankbar sein für alle Zeichen der Mitmenschlichkeit und Solidarität.

Problematisch ist das Fasten aber, wenn es als religiöse Übung verstanden wird, um ichbezogen den Weg nach Innen und zu sich selbst zu finden. Der Hebräerbrief propagiert kein egoistisches „Heilfasten“. Darum auch seine Kritik an Speisevorschriften, die der religiösen Selbstoptimierung dienen sollen. Und deshalb ist auch Skepsis gegenüber jeder romantischen Verklärung der Corona-Krise als Schule der neuen Bescheidenheit geboten.

In einem Text, der sich – wenn das Wort noch erlaubt ist – geradezu viral im Internet verbreitet und auch in kirchlichen Kreisen kursiert, schreibt der in Wien lebende Zukunftsforscher Matthias Horx: „Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.” So kann ein erfolgreicher Unternehmensberater sprechen, für den Geld keine Rolle spielt, während bei uns die Arbeitslosenzahlen innerhalb weniger Tage um mehr als 160.000 gestiegen sind. Gegen eine Romantisierung der Pandemie, die schnell in Zynismus umschlagen kann, sollte uns der Hebräerbrief immun machen.

Christen stehen bei Christus in seinem Leiden außerhalb des Lagers, draußen vor den Toren der Stadt. Der Hebräerbrief nimmt mit diesem Gedanken auf eigentümliche Weise auf das Alte Testament Bezug. Er spielt nämlich auf das Zeltlager an, welches das Volk Israel bei jeder Rast auf seiner Wanderung durch die Wüste ins gelobte Land aufschlug. In der Mitte des Lagers wurde das Bundeszelt aufgerichtet, das Urbild des späteren Tempels in Jerusalem. Im Inneren befand sich die Bundeslage mit den Zehn Geboten vom Sinai. Einmal im Jahr beging das Volk Israel den großen Versöhnungstag. An diesem Bußtag wurde Gott um Vergebung für alle im zurückliegenden Jahr begangenen Sünden angefleht. Der Hohepriester opferte im Rahmen der Zeremonie ein Tier. Allerdings wurde nur das Blut ins Allerheiligste des Bundeszeltes getragen, währen der Kadaver des Opfertieres außerhalb des Zeltlagers verbrannt wurde.

Vor diesem Hintergrund deutet der Verfasser des Hebräerbriefes den Kreuzestod Jesu. Sein Gedanke lautet: Karfreitag war Gottes großer und für die Menschheit endgültiger Versöhnungstag. Nur dass am Karfreitag das eigentliche Opfer nicht im Bundeszelt beziehungsweise im Jerusalemer Tempel stattfand, sondern außerhalb des Lagers, also vor den Toren Jerusalems auf Golgatha.

Der leidende Gott ist draußen vor dem Tor zu finden. Außerhalb der großen Metropolen, den Zentren der Macht und des Wohlstandes. Freilich nicht irgendwo in einem der schicken Vororte in den Speckgürteln unsere Großstädte und auch nicht in der ländlichen Idylle, sondern in den tristen Randzonen unserer Wohlstandswelt, in seelenlosen Vorstädten, die sich zu sozialen Brennpunkten entwickelt haben. In den Slums am Rande der modernen Megastädte, in den Elendsvierteln und Flüchtlingslagern, die jetzt von der Corona-Pandemie ganz besonders bedroht sind, aber mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen bleiben. Man denke nur an die menschenunwürdigen Bedingungen im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos. Das geht nicht nur die griechische Regierung, sondern uns alle in Europa an. Überall dort ist Gott zu finden, weil er sich den Leidenden dieser Welt in Christus zur Seite gestellt hat.

Wer diesen Gott finden will, darf sich nicht in die religiöse Innerlichkeit oder eine kirchliche Sonderwelt zurückziehen, sondern muss hinausgehen aus dem Lager und dort mit Gott seine Schmach tragen. Was aber kann das für uns bedeuten? Was soll es heißen, bei Gott in seinem Leiden zu stehen? Folgen wir dem Hebräerbrief, dann ist zweierlei gemeint, nämlich sich zu Christus bekennen sowie Gutes tun und mit anderen zu teilen.

Bei Gott in seinem Leiden stehen heißt sich an die Seite derer stellen, denen sich Gott in Christus zur Seite gestellt hat und denen er auch jetzt zur Seite steht. Mit Christus solidarisch sein meint solidarisch leben mit denen, deren Leben durch Leiden und Krankheit, Unrecht und Unterdrückung gezeichnet ist. Den Namen Christi bekennen heißt nicht fromme Lippenbekenntnisse ablegen, sondern es heißt den Mund auftun für die Stummen, für die, welche keine Lobby und keine Stimme haben.

Wer bei Gott in seinem Leiden stehen will, gerät schnell in Misskredit bei denen, die sich häuslich in unserer Welt eingerichtet haben. Der teilt die Schmach Christi, weil er als Störenfried für Missklänge im Wohlstandsbiedermeier sorgt. Wer bei Gott in seinen Leiden steht und mit den Schwachen solidarisch zu leben versucht, der gewinnt allerdings ein höchst gebrochenes Verhältnis zu den bestehenden Gesellschafts- und Lebensverhältnissen. Der hat darum hier keine bleibende Stadt, sondern sucht die zukünftige, nämlich die Stadt Gottes, in der alle Tränen abgewischt werden und weder Tod noch Leid noch Geschrei noch Schmerz mehr sein wird, denn das Erste ist vergangen.

Wie haben hier keine bleibende Stadt, weil die bestehenden Leidens- und Unrechtsverhältnisse für uns keine Heimat sein können. Wir sind vielmehr unterwegs, auf dem Weg in Gottes Zukunft. Auf diesem Weg sind wir nicht ohne Wegzehrung. Der Hebräerbrief spricht von einem besonderen Altar, von dem die essen dürfen, die an Christus glauben. Dieser Altar steht gleichermaßen für das Kreuz Christi wie für das Abendmahl. Das Wort vom Kreuz und das Abendmahl, in dem der Gekreuzigte unter uns gegenwärtig ist, sind Gottes Wegzehrung, mit der er uns im Glauben bestärken will. Auch wenn wir derzeit nicht als Gemeinde in der Erlöserkirche zusammenkommen und das Abendmahl feiern können, haben wir doch Gottes Wort, das Evangelium von Jesus Christus, der uns Gottes unendliche Liebe bezeugt und beglaubigt hat. Dieses Wort soll uns auch jetzt die Kraft geben, nicht nur unser Leiden zu tragen, sondern auch bei Gott in seinem Leiden zu stehen und solidarisch mit den Schwachen zu leben. Auch wenn wir jetzt räumlich voneinander getrennt sind, können wir doch in Andacht und Gebet erfahren, dass wir durch den Glauben zu einem Leib verbunden sind. Wo auch immer wir jetzt sind, dürfen wir dessen gewiss sein, was Bonhoeffer in der letzten Strophe seines Gedichtes sagt:

Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.

Gebet: Lasst uns beten

für alle die erkrankt sind,
für die Einsamen,
für die Sterbenden,
für die Verstorbenen und ihre Angehörigen.

Lasst uns beten
für alle, die ihren Dienst an den Kranken und Sterbenden leisten,
für alle, die für die öffentliche Sicherheit sorgen
für alle, die die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen
für alle, die politische Verantwortung tragen.

Lasst uns beten
für alle, die in ihrem Glauben angefochten sind,
für alle, die den Mut verlieren und verzweifelt sind,
für alle, die Angst vor dem Sterben haben,
für alle, die in ihrem Schmerz und ihrer Trauer nicht wissen, wie es weitergehen soll.

Lasst uns beten,
für uns selbst, dass Gott unseren Glauben und unser Vertrauen auf ihn stärken möge,
für unsere Gemeinde und für unsere Kirche, dass sie das Wort Gottes verkündige,
aus dem wir Trost und Zuversicht schöpfen können.

Und gemeinsam beten wir:

Unser Vater im Himmel …

Segen:

Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Amen.

Erlöserkirche Gospel Choir: Martin Seidl: Listen to my voice (Psalm 5)
(mit freundlicher Genehmigung des Komponisten)