Am Donnerstag, dem 8. November 2018, fand im Rahmen des Interreligiösen Dialogs Favoriten eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht 1938, beginnend am Denkmal der zerstörten Synagoge am Humboldt-Platz und anschließend bei einer Veranstaltung im Festsaal der Bezirksvorstehung Favoriten mit interreligiöser Andacht und feierlichem, musikalischem Rahmen, statt.


 

Oberrabbiner Arie Folger eröffnete die Gedenkfeier. Er bemerkte in seiner Rede, dass wir niemals vergessen dürften, was in dieser Zeit geschah, aber auch, dass das nicht mit Schuldzuweisung oder gar Leugnen geschehen kann und darf.

Danach sprach Bezirksvorsteher Marcus Franz Grußworte.


sdr

 

Nun wurde auch das Lichtzeichen des Gedenkens in Betrieb genommen. Dieser fünf Meter hohen „Sternstele“ muss man sich nähern, um zu erkennen, dass sich aus den geschwungenen Linien des Künstlers Lukas Kaufmann (Universität für angewandte Kunst/ Klasse Kowanz) ein ineinander verflochtener, leuchtender Davidstern entwickelt. An allen Stellen in Wien, an denen eine Synagoge, ein Gebetshaus zerstört, geplündert, angezündet wurde, findet man genau dieses Lichtzeichen.

Mit weißen Rosen, die am Denkmal der Synagoge niedergelegt wurden, endete der erste Teil dieser Gedenkfeier.


 

Im Festsaal der Bezirksvorstehung Favoriten begann der Festakt mit einem stimmungsvollen Klaviersolo.

Zum „Projekt Lichtzeichen“ sprach Mag. Markus Roboch vom Jüdisches Museum.

In der Eröffnungsrede „Von damals zu heute“ des Bezirksvorstehers Marcus Franz betonte er, dass Antifaschismus für uns Weltbild und Richtschnur für unsere Politik sein müsse.


 

Die Historikerin Mag. Shoshana Duizend-Jensen vom Wiener Stadt- und Landesarchiv sprach dann zum Thema „Jetzt ist es anders, jetzt haben wir zu reden.“ – Das Novemberpogrom in Wien und die Synagoge Humboldtgasse.

Die rekonstruierte Außenansicht des Humboldttempels zeigt die von 1896 bis 1938 in Betrieb gewesene Synagoge. Sie war gesellschaftliches, religiöses und kulturelles Zentrum für die Jüdinnen und Juden des 10. Wiener Bezirks.
In dem Sakralbau, errichtet von Architekt Jakob Gartner, waren ein Frauen-Wohltätigkeitsverein, ein Humanitätsverein und eine Kinderbewahranstalt untergebracht. Das Gebäude fand durch seinen
mächtigen Kuppelbau, einer Galerie und zwei großen
Zwiebeltürmen Beachtung.
Während des Novemberpogroms wurde die 1896 begründete Synagoge am 10. November 1938 zerstört. Nach der Plünderung des Tempels und anschließender Sprengung begann 1938 die Abtragung der Synagogenruine.


Für die Muslime wurde ein Text aus dem Koran von Imam Ramazan Demir vorgetragen.
Für die Christen sprach Pfarrer Mag. Johannes Wittich mit einem Text aus der Bibel.
Anschließend wurde von allen das gemeinsame christlich-muslimische Friedensgebet gesprochen.

Mit sehr berührenden Liedern von Roman Grinberg wurde die Gedenkfeier beendet.

Die Feier wurde durch den MOZART KNABENCHOR WIEN musikalisch umrahmt.
Moderator war Stefan Almer von der MA 17.

Zum Abschluss konnten sich die Teilnehmer bei einem Imbiss mit Getränken, in persönlichen Gesprächen nähergekommen.